Warum scheitern gelegentlich Therapien oder wann sind sie erfolgreich?
Was ist Compliance?
In der Humanmedizin bezeichnet Compliance eines Patienten dessen kooperatives Verhalten im Rahmen einer vom Arzt verordneten Therapie. Wenn der Patient die Empfehlungen und Ratschläge des Arztes konsequent befolgt, sich also therapietreu verhält, spricht man von einer guten Compliance. Laut Weltgesundheitsorganisation trifft eine solche aber nur auf 50% der Patienten zu. Mit anderen Worten: Nur die Hälfte der Patienten ist ernsthaft bereit, die Therapie des Arztes oder Therapeuten zu unterstützen und sich gegen ihre Krankheit zu wehren.
Worin liegen die Gründe?
Die dazu durchgeführten Studien ergeben eine ganze Bandbreite an Ursachen. Sie reichen von Vergesslichkeit oder mangelnde Organisationsfähigkeit des Patienten im Alltag über Bequemlichkeit ob des Aufwandes bis hin zum unzureichenden Verstehen der vom Arzt gegebenen Anweisungen.
Treffen diese Erkenntnisse auch auf die Mensch-Hundetherapie zu?
Meine Erfahrungen aus der Praxis der Hundetherapie bestätigen diese Erkenntnisse. Es handelt sich zwar nur um wenige Fälle des Misserfolges, aber immerhin. Ihre Ursachenanalyse belegen eindrucksvoll einen nahezu 100%-igen Anteil an Non-Compliance, also das Nichtbefolgen meiner Handlungs- und Verhaltensempfehlungen durch die Hundebesitzer(innen).
Und solche Erkenntnisse stimmen mich als Trainer durchaus traurig, denn die daraus resultierenden Misserfolge beschädigen nicht nur meinen Ruf als erfolgreichen Therapeuten, sondern führen bei meinen Kunden zu Frustration. Und das ist deshalb besonders ärgerlich, weil viele der Kunden, die zu mir kommen, ohnehin schon frustriert sind, weil sie bereits einen deprimierend erfolglosen Marathon an Hundeschulbesuchen hinter sich haben und nun nahezu verzweifelt mich im Sinne des „Nach-dem-letzten-Strohhalm-Greifens“ um Hilfe bitten.
Meine Methode basiert auf der Ethologie und Psychologie:
Da ich im Rahmen umfangreicher Studien zur Ethologie und Tierpsychologie eine sehr erfolgreiche Therapiemethode entwickeln konnte, mittels derer nahezu alle Verhaltensauffälligkeiten in sehr kurzer Zeit, gewöhnlich in nur einer einzigen Trainingseinheit, beseitigt werden können, ist es enttäuschend für mich, wenn die sehr schnellen Erfolge, die teilweise zu euphorischen Reaktionen der Kunden führen, durch ihre Non-Compliance zunichte gemacht werden. Doch der Erfolg dieser Methode ist nun einmal unlösbar mit der Therapietreue des Kunden verknüpft.
Beispiele des Non-Compliance:
Eines der häufig anzutreffenden Non-Compliance-Merkmale ist die Inkonsequenz, begründet meistens in der Bequemlichkeit der Hundebesitzer. Wenn beispielsweise der Hund soziale Regeln lernen soll und deren Einhaltung nur ab und zu eingefordert wird, beispielsweise situationsabhängig, weil es dem Hundebesitzer jetzt gerade genehm ist oder eben auch nicht, bringt man den Hund in einen Konflikt, auf den er zwangsläufig wieder in gewohnter und verhaltensauffälliger Weise reagieren muss. Ein Hund ist kognitiv nicht in der Lage, die Kausalität und Bedingungen der unterschiedlichen Situationen einzuschätzen, warum er sich gestern an diese Regel halten sollte und heute nicht. Ein ebenso häufig anzutreffendes Beispiel ergibt es aus der Schutzfunktion, die der Rudelführer Mensch dem Hund gegenüber wahrzunehmen hat. Wenn der Mensch ihm nur ab und zu das Gefühl, beschützt zu werden, vermittelt, kann sich daraus sogar für den Hund ein erhebliches Stressniveau ergeben.
Die Quintessenz und ein Axiom:
Die Therapiemethode, die ich anwende, basiert nicht nur auf theoretisch wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern ebenso auf empirischen Studien und kann als sehr effizient und erfolgreich bewertet werden. Aber ihr nachhaltiger Erfolg, also die Überführung der relativ kurzfristig und schnell erzielten positiven Ergebnisse in eine lang andauernde Stabilisierung in Form des sozial konformen Verhaltens des Hundes, hängt entscheidend von der konsequenten Einhaltung der Verhaltensregeln durch den Hundebesitzer ab. Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, erlaube ich mir an dieser Stelle noch einmal das erwähnen eines Axioms: Das Verhalten des Hundes ist nur eine Konsequenz aus dem Verhalten des Hundeführers. Wenn Herrchen oder Frauchen will, dass sich das Verhalten ihres Hundes ändert, müssen sie im Sinne von Ursache und Wirkung zuvor ihr eigenes Verhalten ändern.
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